Dienstag, 28. Juni 2011

Gemeinsamkeiten der Erzählungen Hermanns / Alternative Filmtitel

Im Gegensatz zu den eigentlichen Erzählungen „Hurrikan (Something Farewell)“, „Aqua Alta“, „Nichts als Gespenster“, „Kaltblau“ und „Ruth (Freundinnen)“ der Autorin Judith Hermann werden diese, nicht einzeln gezeigt, sondern verlaufen in der Filmhandlung mit dem Titel „Nichts als Gespenster“ parallel nebeneinander, obwohl sich die Protagonisten nicht kennen.

Man erkennt jedoch deutlich, dass sie dennoch einige Gemeinsamkeiten besitzen. So kann man vermuten, dass die Protagonisten in allen Geschichten etwa dreißig bzw. Mitte dreißig sind.

Auch behandelt jede Erzählung fragile Beziehungen. Dem langweiligen Leben versuchen alle durch eine Reise zu entgehen. In fremden Ländern lernen sie jedoch nicht die jeweilige Kultur kennen, sondern ergründen ihre eigenen Gefühle. So erzählt „Ruth“ von den beiden Freundinnen Caro und Ruth. Caro verliebt sich impromptu beim ersten Treffen in Ruths Freund Raoul. Trotz ihres Versprechens mit ihm keine Beziehung anzufangen, beginnt sie dennoch eine Affäre in der ihr Raoul anfängliche Hoffnungen mcht.



„Aqua Alta“ spielt nicht, wie „Ruth“ in Deutschland, sondern in Venedig, wo eine Studentin, die ihren dreißigsten Geburtstag alleine verbracht hat, ihre Eltern trifft, die sie immer noch „Kind“ nennen. Die Studentin (namentlich nicht genannt) hatte einen Freund, von dem sie sich getrennt hat. Während ihres Urlaubes trifft sie einen Venezianer, der ihr in die Hose greift. Auch beobachtet sie in einem Cafe vom Nachbartisch aus, wie dieser sie genüsslich anblickt und masturbiert. Verstört verabschiedet sie sich, vollbeladen mit Geschenken, von ihren Eltern um zurück nach Hause zu reisen.



Eine weitere Geschichte, „Kaltblau“ spielt in Reykjavik. Jonas und Irene besuchen Irenes Jugendfreund Magnus, der mit seiner Frau Jonina und einer Tochter lebt. Jonina verliebt sich in Jonas, wobei es sie jedoch schmerzt, als er diese mit Irene im Nachbarzimmer stöhnen hört. Doch auch Jonas hegt für sie Gefühle, auch wenn er selbst meint, dass sein Hochgefühl im Zusammenhang mit der Natur stünde. Bei einem Streit schlägt Irene ihn mit einer Weinflasche.



Die Geschichte Hurrikan handelt in einem Jamaika, wo die Freundinnen Christine und Nora zu Besuch bei Noras Exfreund Kaspar sind, der gegenüber Christine offen abgeneigt ist. Christine flirtet mit dem dunkelhäutigen Einheimischen Cat, hofft aber gleichzeitig, dass der Wirbelsturm endlich kommt. Obwohl Cat (noch) mit Lovy verheiratet ist erkennt man von Anfang an eine Zuneigung zur „White Lady“, die am Ende der Geschichte diese erwidert.



Felix und Ellen, die Protagonisten der Geschichte „Nichts als Gespenster“  Reisen quer durch die USA: von New York an die Westküste und wieder zurück. Die Geschichte spielt aber nur in Nevada, wo Felix Ellens Begeisterung für die von jedem schon gesehenen Sehenswürdigkeiten verachtet bis er schließlich nur noch mit dem Auto fährt und bei ihnen nicht mehr hält. Ellen ist so verärgert darüber, dass sie versucht den Flug umzubuchen, sodass sie gleich von der Westküste nach Deutschland zurückfliegen kann. Auf Grund der hohen anfallenden Kosten gelingt ihr dies nicht.

In einem Motel treffen die beiden auf eine Geisterjägerin, die im benachbarten Hotel die Geister von Goldgräbern u. ä. suchen möchte.

Des Weiteren lernen sie Buddy in einer Bar kennen, der noch nie Nevada verlassen. Er ist der Vater eines Sohnes – Ellen will grundsätzlich auch Kinder bekommen, im Gegensatz zu Felix – und sieht keinen Grund Nevada zu verlassen.

Mittlerweile hat die Geisterjägerin Fotos geschossen, die sie auch Ellen zeigt. Mit dem letzten freien Bild machen die Verwandten ein Gruppenfoto, wobei Ellen fast intuitiv Buddys Hand ergreift.

Am nächsten Tag fahren Buddy und Ellen weiter.





Insgesamt fällt auch auf, dass in allen Filmen alkoholische Getränke vorkommen (auch wenn dies nebensächlich ist). So könnte man als alternativen Filmtitel auch „Kalt-Blau“ wählen. Hierbei ist noch zu sagen, dass blau, die Farbe des Wassers auch eine Selbstreflektion symbolisieren kann. Und mit der Kälte assoziiert man entsprechende zwischenmenschliche Beziehungen, die im Film dargestellt werden.



Grundsätzlich erkennt man auch in allen Geschichten das Motiv des Liebeskummers und dezent auch Probleme mit Männern aus der Sicht weiblicher Protagonisten.



Da alle Geschichten im Urlaub bzw. während Reisen oder Besuchen spielen kann man auch den alternativen Filmtitel: Something Farewell vorschlagen. Bei allen Geschichten gibt es schließlich eine mehr oder weniger deutlich werdende Abreise bzw. Abgang der Protagonisten von ihrem Urlaubshaus (bei „Kaltblau“).



Doch auch ein Urlaub ändert nicht viel an der wahrscheinlich schon vorher bestehenden Planungs- und Orientierungslosigkeit. Geführte Gespräche über die Vergangenheit sind hierbei auch nicht hilfreich und erzeugen zum Teil Selbstzweifel. In Anlehnung an den berühmten Roman „Im Westen nichts Neues“ schlagen wir deshalb den Titel „Im Urlaub nichts Neues“ vor.

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