Mittwoch, 29. Juni 2011

Die Autorin: Judith Hermann

http://www.lovelybooks.de/autor/Judith-Hermann/

Dienstag, 28. Juni 2011

Was wäre wenn...

...Die Protagonisten der Geschichte eine Umfrage zu ihrem Leben gemacht hätten, was mit ihnen in 10 Jahren wäre, als sie in unserem Alter (17/18) waren, und genauso geantwortet hätten wie unser Jahrgang. "Sich-so-ein-Leben-vorstellen", ein Spiel aus Hurrikan (something farewell), welches Nora und Christine spielten, passt sehr gut zu dieser Umfrage, denn genau dies "spiele" ich jetzt mit den Protagonisten rückwärts, ich versuche mir vorzustellen, wie ihr Leben war (bzw bekomme es durch die Umfrage vorgegeben), und vergleiche Theorie mit Realität, soweit es mir möglich ist (bedingt durch eine begrenzte Anzahl an Testfragen).

Beginnen möchte ich mit Kaspar, der die wahrscheinlich größten Änderungen vollzogen hätte, wenn er wie wir gewesen wäre. Zunächst die Frage, ob er noch in seiner Heimatstadt gelebt hätte - über die Hälfte der männlichen Befragten bejahten dies, fast ein Viertel sogar stark. An dieser Stelle sieht man große Differenzen zu seinem Stand in der Geschichte, denn Jamaika, eine Insel in der Karibik, ist doch sehr weit von Deutschland entfernt. Eine eher unentschlossene Einstellung zeigt sich bei der Frage, ob man den Beruf ausübt, den man sich zum Abitur vorstellte. Hier haben auch mehr Personen gesagt, dass sie es für wahrscheinlich halten, als die, die es für unwahrscheinlich halten, am größten war die unentschlossene Haltung. Also weicht auch hier seine Realität von der Umfrage ab, denn ein Leben auf Jamaika und dort Selbstständig sein ist wahrscheinlich nicht was er sich vorgestellt hätte. Auch die Frage nach der festen Beziehung trifft auf ihn nicht voll zu, denn er lebt allein und nicht in einer Beziehung. Jedoch trifft die Frage nach Kindern auf ihn voll zu, denn Kinder wurden größtenteils verneint, und er hat keine Kinder. Weiterhin sagt Kaspar auch, dass er seine alten Freunde in der Heimat und die Zeit dort nicht vermisst, denn er ist auf der Insel glücklich. Somit stimmt er in 2 Aspekten mit unseren Ergebnissen überein: Er ist mit seinem Leben sehr zufrieden und sehnt sich nicht nach der Schule zurück, jedoch sagten viele Befragten aus, dass sie auch später noch intensiven Kontakt mit ihren Mitschülern haben werden (bzw. es planen), was Kaspar ja deutlich verneinte, indem er sagte er vermisse niemanden. Insgesamt gesehen hat Kaspar zwar viele Differenzen zu unserer Umfrage, jedoch lassen sich auch einige Parallelstellen finden.

Über die beiden anderen Protagonistinnen, Christine und Nora, erfährt man in der Erzählung nicht so viel über ihr Leben. Über ihren momentanen Wohnort wird nicht viel gesagt, jedoch Leben sie noch in Deutschland. Ich gehe an dieser Stelle von folgendem aus (rein spekulativ und der Einfachheit wegen): Die beiden Freundinnen kennen sich noch aus der Schule und wohnen noch in diesem Ort, vermutlich einer Großstadt. Sie haben zu Hause keinen festen Freund und höchstwahrscheinlich auch keine Kinder. So kommen wir zur ersten Frage: dem Wohnort. mehr als die Hälfte der weiblichen Befragten wahren sich bei der Wohnortfrage noch unschlüssig, hatten eine eher neutrale Haltung. Jedoch waren mehr der Befragten der Meinung, dass sie noch oder wieder in ihrer Heimatstadt leben werden. Hier finden wir bereits die erste Übereinstimmung. Die Frage nach dem Beruf muss ich bei Nora und Christine unbeantwortet lassen, da ich keine Indizien darüber finde, kann mir aufgrund des längeren Aufenthaltes in Jamaika jedoch gut vorstellen, dass sie Studentinnen sind und Semesterferien hatten. Jedoch spricht ihr Alter, ca. 30, eher gegen diese These. Zum Thema der Beziehung und der Kinder: Alle Befragten hatten mindestens eine neutrale Einstellung, viele eine positive, keine eine negative. Dies trifft aber auf Christine und Nora nicht zu, Nora schreibt in einem Brief an Christine, dass Kaspar sie endlich einmal in Ruhe lassen solle, somit steht außer Frage ob die beiden wieder etwas miteinander anfangen werden. Christines Sommerflirt mit Cat spricht gegen einen festen Freund zu Hause und eine feste Beziehung war dies auch nicht, somit entsteht ein Gegensatz zu der Umfrage. Auch ist die Mehrzahl der Kinderfrage gegenüber pro-Kind eingestellt, beide Protagonistinnen haben jedoch keine Kinder, aber aus ihrem Spiel "Sich-so-ein-Leben-vorstellen" kann man einen Kinderwunsch entnehmen, denn beide stellen sich die jeweils andere mit Kindern vor. Somit haben wir eine Teilübereinstimmung, sie haben zwar noch keine Kinder, aber der Kinderwunsch besteht. Auch kann man sagen, dass die beiden noch intensiven Kontakt zu ihren Schulfreunden haben, da ich ja annahm, sie seien noch Schulfreundinnen und sie pflegen ja einen regelmäßigen Kontakt auch Transkontinental (Briefe Nora´s an Christine aus ihrem weiteren Urlaub). Über die beiden weiteren Fragen, ob sie sich nach der Schule zurücksehnen oder mit ihrem Leben zufrieden sind, kann man nur wenig sagen, die einzige Aussage die ich machen kann ist die, dass sie Jamaika so spät wie möglich verlassen wollen und daher wahrscheinlich in der Heimat nicht so sehr glücklich sind. Auch bei dieser Frage gibt es eine Differenz, denn die meisten der Befragten meinten, dann sehr zufrieden bis "ok"-zufrieden zu sein.

Insgesamt gibt es schon größere Differenzen zwischen den Protagonisten, die relativ realistisch gestaltet sind, und unseren Umfragewerten, was uns Schülern der Klassenstufe 11 doch ein deutlichen Zeichen geben könnte, dass das Leben noch viele Überraschungen für uns bereit hält und es höchstwahrscheinlich nicht so wird, wie wir es uns vorstellen, doch ob es schlechter oder besser wird, das steht in den Sternen.

Gemeinsamkeiten der Erzählungen Hermanns / Alternative Filmtitel

Im Gegensatz zu den eigentlichen Erzählungen „Hurrikan (Something Farewell)“, „Aqua Alta“, „Nichts als Gespenster“, „Kaltblau“ und „Ruth (Freundinnen)“ der Autorin Judith Hermann werden diese, nicht einzeln gezeigt, sondern verlaufen in der Filmhandlung mit dem Titel „Nichts als Gespenster“ parallel nebeneinander, obwohl sich die Protagonisten nicht kennen.

Man erkennt jedoch deutlich, dass sie dennoch einige Gemeinsamkeiten besitzen. So kann man vermuten, dass die Protagonisten in allen Geschichten etwa dreißig bzw. Mitte dreißig sind.

Auch behandelt jede Erzählung fragile Beziehungen. Dem langweiligen Leben versuchen alle durch eine Reise zu entgehen. In fremden Ländern lernen sie jedoch nicht die jeweilige Kultur kennen, sondern ergründen ihre eigenen Gefühle. So erzählt „Ruth“ von den beiden Freundinnen Caro und Ruth. Caro verliebt sich impromptu beim ersten Treffen in Ruths Freund Raoul. Trotz ihres Versprechens mit ihm keine Beziehung anzufangen, beginnt sie dennoch eine Affäre in der ihr Raoul anfängliche Hoffnungen mcht.



„Aqua Alta“ spielt nicht, wie „Ruth“ in Deutschland, sondern in Venedig, wo eine Studentin, die ihren dreißigsten Geburtstag alleine verbracht hat, ihre Eltern trifft, die sie immer noch „Kind“ nennen. Die Studentin (namentlich nicht genannt) hatte einen Freund, von dem sie sich getrennt hat. Während ihres Urlaubes trifft sie einen Venezianer, der ihr in die Hose greift. Auch beobachtet sie in einem Cafe vom Nachbartisch aus, wie dieser sie genüsslich anblickt und masturbiert. Verstört verabschiedet sie sich, vollbeladen mit Geschenken, von ihren Eltern um zurück nach Hause zu reisen.



Eine weitere Geschichte, „Kaltblau“ spielt in Reykjavik. Jonas und Irene besuchen Irenes Jugendfreund Magnus, der mit seiner Frau Jonina und einer Tochter lebt. Jonina verliebt sich in Jonas, wobei es sie jedoch schmerzt, als er diese mit Irene im Nachbarzimmer stöhnen hört. Doch auch Jonas hegt für sie Gefühle, auch wenn er selbst meint, dass sein Hochgefühl im Zusammenhang mit der Natur stünde. Bei einem Streit schlägt Irene ihn mit einer Weinflasche.



Die Geschichte Hurrikan handelt in einem Jamaika, wo die Freundinnen Christine und Nora zu Besuch bei Noras Exfreund Kaspar sind, der gegenüber Christine offen abgeneigt ist. Christine flirtet mit dem dunkelhäutigen Einheimischen Cat, hofft aber gleichzeitig, dass der Wirbelsturm endlich kommt. Obwohl Cat (noch) mit Lovy verheiratet ist erkennt man von Anfang an eine Zuneigung zur „White Lady“, die am Ende der Geschichte diese erwidert.



Felix und Ellen, die Protagonisten der Geschichte „Nichts als Gespenster“  Reisen quer durch die USA: von New York an die Westküste und wieder zurück. Die Geschichte spielt aber nur in Nevada, wo Felix Ellens Begeisterung für die von jedem schon gesehenen Sehenswürdigkeiten verachtet bis er schließlich nur noch mit dem Auto fährt und bei ihnen nicht mehr hält. Ellen ist so verärgert darüber, dass sie versucht den Flug umzubuchen, sodass sie gleich von der Westküste nach Deutschland zurückfliegen kann. Auf Grund der hohen anfallenden Kosten gelingt ihr dies nicht.

In einem Motel treffen die beiden auf eine Geisterjägerin, die im benachbarten Hotel die Geister von Goldgräbern u. ä. suchen möchte.

Des Weiteren lernen sie Buddy in einer Bar kennen, der noch nie Nevada verlassen. Er ist der Vater eines Sohnes – Ellen will grundsätzlich auch Kinder bekommen, im Gegensatz zu Felix – und sieht keinen Grund Nevada zu verlassen.

Mittlerweile hat die Geisterjägerin Fotos geschossen, die sie auch Ellen zeigt. Mit dem letzten freien Bild machen die Verwandten ein Gruppenfoto, wobei Ellen fast intuitiv Buddys Hand ergreift.

Am nächsten Tag fahren Buddy und Ellen weiter.





Insgesamt fällt auch auf, dass in allen Filmen alkoholische Getränke vorkommen (auch wenn dies nebensächlich ist). So könnte man als alternativen Filmtitel auch „Kalt-Blau“ wählen. Hierbei ist noch zu sagen, dass blau, die Farbe des Wassers auch eine Selbstreflektion symbolisieren kann. Und mit der Kälte assoziiert man entsprechende zwischenmenschliche Beziehungen, die im Film dargestellt werden.



Grundsätzlich erkennt man auch in allen Geschichten das Motiv des Liebeskummers und dezent auch Probleme mit Männern aus der Sicht weiblicher Protagonisten.



Da alle Geschichten im Urlaub bzw. während Reisen oder Besuchen spielen kann man auch den alternativen Filmtitel: Something Farewell vorschlagen. Bei allen Geschichten gibt es schließlich eine mehr oder weniger deutlich werdende Abreise bzw. Abgang der Protagonisten von ihrem Urlaubshaus (bei „Kaltblau“).



Doch auch ein Urlaub ändert nicht viel an der wahrscheinlich schon vorher bestehenden Planungs- und Orientierungslosigkeit. Geführte Gespräche über die Vergangenheit sind hierbei auch nicht hilfreich und erzeugen zum Teil Selbstzweifel. In Anlehnung an den berühmten Roman „Im Westen nichts Neues“ schlagen wir deshalb den Titel „Im Urlaub nichts Neues“ vor.

Der Spiegel - Filmkritik

Road-Movie "Nichts als Gespenster"

Man nennt es Hirngespinst

Von Jenny Hoch
In Martin Gypkens Episodenfilm "Nichts als Gespenster" reisen Dreißigjährige in ferne Länder und sind doch nur auf der Suche nach sich selbst. Sonst passiert fast nichts - zum Glück, denn selten wurde das Lebensgefühl einer Generation unaufdringlicher eingefangen.
Es ist die Geschichte mit dem Schaf, die diesen Film auf den Punkt bringt. Magnus erzählt sie seinem Besuch aus Deutschland in einer klirrend kalten Nacht in einem tief verschneiten Sommerhaus auf Island. Er erzählt, wie er als Jugendlicher zusammen mit seinem Onkel und seinem Freund ein Schaf zum Decken brachte, wie sie Schnaps tranken, während das Tier von einem Bock bestiegen wurde, und wie sie danach durch die sternenklare Nacht zurückfuhren. Er sagt: "Es war sehr schön in diesem Jeep mit dem Schaf auf der Landstraße, ganz allein auf der Welt, mehr war nicht."
Wie, mehr war nicht? Die Geschichte ist zu Ende, bevor sie richtig angefangen hat. Pech, wer auf eine lustige Pointe oder gar einen abgedrehten Plot gewartet hat. Also lieber noch eine Zigarette anzünden und gucken, wie das Leben weitergeht. Das machen auch die Protagonisten in Martin Gypkens Roadmovie "Nichts als Gespenster", der Verfilmung von fünf Kurzgeschichten der Bestsellerautorin Judith Hermann, nicht anders.
Fünf Schauplätze, fünf unterschiedliche Konstellationen von Menschen um die dreißig, die aus unterschiedlichen Gründen um die Welt fahren. Fünf Mal Ankommen, fünf Mal Abreisen. Das sind die groben dramaturgischen Maschen, aus denen Gypkens sein leichtes, unaufdringliches Generationenporträt gestrickt hat. Alle Episoden beginnen völlig unvermittelt und hören ebenso plötzlich wieder auf.
Mit schnellen Schnitten aneinandermontiert und hochkarätig mit der Crème des deutschen Thirtysomething-Schauspielnachwuchses besetzt, ergeben diese Geschichten aber keine erwartbar schicksalsschwere Story mit einer klar definierten Message. Sie bilden eher ein zartes Gespinst, das sich wie eine diffuse Aura über die alltäglichen Lebens- und Liebesfragen junger Erwachsener legt.
Schweigen bis der Redneck kommt
Da ist das ungleiche Paar Ellen (Maria Simon) und Felix (August Diehl) das die USA im Auto von Ost nach West durchquert und sich dabei beharrlich anschweigt. Solange, bis eine wunderliche Gespensterjägerin und ein bodenständiger Redneck in der Wüste Nevadas ihren Blick auf das Wesentliche lenken. Oder die beiden besten Freunde Irene (Ins Weisse) und Jonas (Wotan Wilke Möhring), die zu Irenes Jugendfreund Magnus (Valur Freyr Einarsson) und seiner Frau Jonina (Sólveig Arnarsdóttir) nach Island fahren, weil sie beide Liebeskummer haben und dort ihre Leidenschaft füreinander entdecken.

Es wird erzählt von den Freundinnen Nora (Jessica Schwarz) und Christine (Brigitte Hobmeier), die Noras Exfreund Kaspar (Janel Rieke) auf Jamaika besuchen und dort aus Langeweile einen Hurrikan herbeisehnen, und von der Berlinerin Ruth (Chiara Schoras), die ihrer besten Freundin Caro (Karina Plachetka), die Schauspielerin an einem Provinztheater ist, heimlich ihren Schwarm Raoul (Stipe Erceg) ausspannt. Außerdem irrt in der einzigen Episode, die etwas aus dem Paarbeziehungs-Rahmen fällt, die einsame Marion (Fritzi Haberlandt) auf der Suche nach ihren urlaubenden Eltern durch das überfüllte Venedig und sehnt sich nach Anerkennung von ihren egozentrischen Altvorderen.

Es kommt weder zu Dramen, noch zu extremen Entwicklungen. Selbst die exotischen Reiseziele - und dazu gehört für Großstädter eben auch die ostdeutsche Provinz - dienen lediglich als Kulissen. Sie sind so etwas wie Fotolandschaften, die die Protagonisten betreten, ohne jedoch ihre Befindlichkeiten abzulegen. Es geht ihnen nicht darum, ein fremdes Land kennen zu lernen, sondern höchstens darum, den fremden Kontinent, den sie für sich selbst darstellen, ein Stückchen mehr zu entdecken.
Lebens-Dilemma der Generation Golf
Wie Abziehbilder ihrer selbst setzt die Kamerafrau Eeva Fleig Grand-Canyon-Panoramen, kochende Geysire, karibische Sandstrände oder die konventionelle Inszenierungs-Ästhetik eines deutschen Stadttheaters in Szene. Tausend Mal gesehen, tausend Mal zitiert. In ihrer Reiseprospekt-Gelacktheit spiegeln sie das Lebens-Dilemma der Generation Golf wider: Es gibt nichts Neues mehr zu entdecken, alles wurde bereits gefunden, gesagt, getan. Und dennoch gehört es zum Erwachsenwerden dazu, all diese Dinge noch einmal zu durchleben und dieselben Fragen noch einmal zu stellen.

Es könnte sein, dass all diese Frauen und Männer vor allem die Sehnsucht nach der Sehnsucht antreibt. Der Wunsch, den melancholischen Schwebezustand, in dem sich ihr Leben befindet, noch etwas länger hinzuziehen. "Ich will, dass er kommt", sagt Brigitte Hobmeier als Christine auf Jamaika, und es ist nicht sofort klar, ob sie den drohenden Wirbelsturm meint oder den muskelbepackten Einheimischen, der sie schon seit Tagen mit Blicken verfolgt.

Aus dem durchgängig hervorragend besetzten Ensemble der Unentschlossenen sticht sie besonders hervor: Brigitte Hobmeier legt ihre Figur nicht sympathisch verspult wie die meisten ihrer Kollegen an, sondern als biestigen Vamp mit Madonnengesicht. Wo die anderen zwar überzeugend, aber letzendlich harmlos spätpubertäre Nöte darstellen, deutet sie mit Blicken aus halbgeschlossenen Lidern und sparsamen Gesten virtuos dunkle Abgründe an.
Dennoch: Nachts am Strand spielt sie mit ihrer Freundin Nora das Spiel "Sich-so-ein-Leben-vorstellen": Was wäre, wenn sie tatsächlich auf Jamaika wohnen würde, mit einem Einheimischen verheiratet wäre, ein Kind hätte? Doch halt, das ist ja alles nichts, nichts als Gerede. Gedanken-Gespenster. Hirn-Gespinste.

http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,519996,00.html

Inhaltsangabe: Hurrikan (Something Farewell)

Nora und Christine sitzen auf der Veranda und spielen ein Spiel: „Sich-So-Ein-Leben-Vorstellen“. Es hat keine Regeln. Man redet einfach über verschiedene Dinge, trinkt Rum-Cola, raucht Craven-A-Zigaretten und Nora spielt die ganze Zeit Didgeridoo.

Die Erzählung von Judith Hermann, 1998 veröffentlicht, handelt von zwei Freundinnen. Beide sind Deutsche. Sie machen Urlaub bei Noras Exfreund Kaspar in Stony Hill auf der Insel Jamaika. Von diesem wollen sie wissen, ob er sich verändert hat. Kaspar reagiert jedoch nur abweisend. Er wollte Abgeschiedenheit. Hätte er sich verändern sollen?

Als Nebenhandlung zu den Gesprächen der Protagonisten dienen Hurrikanmeldungen, die anfangs nur vier Mal am Tag gesendet werden, später sogar zwölf Mal. Kaspar meint hingegen, dass man diese erst als ernst ansehen solle, wen diese stündlich gesendet werden.

Auch wird dargelegt, dass sich die Besatzung eines Bananenfrachters auf den Sturm vorbereitet. Die Matrosen sähen aus, wie Eskimos.

Der Sturm, welcher sich der Insel immer mehr nähert und in Costa Rica Verwüstungen anrichtete, verleitet die deutsche Botschaft Ausreisemöglichkeiten in die USA zu ermöglichen. Im Gegensatz zu anderen Touristen lehnen dies Nora und Christine ab, auch wenn sich Kaspar von Christines Anwesenheit gestört fühlt. Später von ihr geäußerte Wünsche, dass der Hurrikan endlich komme lehnt er ab. Sie würde sich dann nur fürchten. Ein Hurrikan sei nichts, worauf man sich freuen könnte. Ein solcher sollte ihr nicht auf Kosten der Insel die Entscheidung abnehmen, ob sie auf dieser bleiben oder sie verlassen soll. Christine flirtet nämlich mit dem dunkelhäutigen Einheimischen Cat. Dieser wird als starker Bauer beschrieben, welcher Geld unter seiner Matratze hortet. Laut Kaspar sei er nur an Christine wegen ihrer Hautfarbe interessiert. Sie ist eine „White Lady“. Einheimische würden solche bevorzugen.

Cat ist eigentlich mit Lovy verheiratet. Diese hätte ihn zwei Wochen verlassen, da er sie mit einer anderen Frau betrogen hätte. Obwohl sie eigentlich nach einer Woche, die sie bei ihrer Familie verbrachte, zurückkommen wollte, steht sie erst nach der doppelt solangen Zeitperiode vor einem Hügel mit zwei weiteren Frauen: die eine hält einen weißen Schirm in der Hand, der den anderen beiden Schatten spendet, und die andere hat ein Kind im Arm (wahrscheinlich das von Cat und Lovy). Lovy hält ihre Arme verschränkt.

Nichtsdestotrotz versucht Christine eine Beziehung mit Cat aufzubauen.

Des Weiteren wird in der Geschichte noch ein weiteres Ereignis geschildert. Ein Drachenflieger namens Flyman will von einem Hügel starten. Auf Grund Noras und Christine Ungeduldigkeit verpassen sie den Abflug (Nora war am Anfang noch relativ begeistert: Sie singt: „Flyman fly“.) Cat meint darauffolgend, es seien die kleinen Dinge im Leben, die man beachten müsse.

Am Schluss der Geschichte reist Christine ab. Kaspar hat für sie Flugtickets organisiert. Sie ist enttäuscht, als Nora meint, dass sie lieber dabliebe. Christine ist aber bereit zu Cat zurückzukommen.

Letztendlich erreicht der Hurrikan die Insel nicht. Er zieht vorbei.

Allgemein gesehen werden in der Erzählung verschieden kommunikative Probleme zwischenmenschlicher Beziehungen dargestellt. Kaspar selbst schilderte auch, dass es in Jamaika üblich sei. Zu jemanden für ein paar Tage zu Besuch zu kommen, aber mit im kein Wort zu wechseln. Insgesamt spricht man ansonsten über „Mangos, Kinder und Sex“.

Hurrikan - Buch / Filmszenen

Weglassungen des Films
Bewertung
Die Briefe, die Nora an Christine schickte, als diese bereits wieder zu Hause waren, fehlten
Diese Briefe informierten Christine und den Leser über Begebenheiten nach ihrer Abreise und Folgen ihres Flirts mit Cat. Sie sind somit eine hilfreiche Nebeninformation für den Leser, auch sehr bedeutsam, jedoch nicht so wichtig für den Inselaufenthalt an sich. Somit wird dem Zuschauer im Film nicht vorgegeben, welche Folgen der Aufenthalt hatte und ob der Hurrikan die Insel noch erreichte oder nicht, er kann sich so selbst Gedanken dazu machen.   
Der Flyman/Drachenflieger wird im Film nicht gezeigt bzw erwähnt
 Auch wenn der Flyman zunächst als unwichtig erscheint, so hat er doch indirekt eine große Bedeutung. Aufgrund der Verzögerung seines Abflugs geht Christine schließlich und verpasst dann den Abflug. Folgend belehrt Cat sie dann, auch auf die kleinen Ereignisse zu warten, was das erste Mal darstellt, dass Cat mit Christine redet, und somit ein bedeutsamer Moment ist. Verstärkt wird dies dadurch, dass Christine angestrengt auf den Hurrikan wartet, welcher das große Ereignis darstellt und sie so zu wenig Interesse für ein Ereignis zeigt, welches die beiden Dörfer Stony Hill und Snowy Hill zusammenströmen lässt, und somit für die Inselbewohner schon ein wichtiges Ereignis ist.
Die häufigen Aufenthalte Christines und Noras am Hafen und das Containerschiff, welches dort liegt, werden im Film nicht gezeigt
Christine und Nora interessieren sich sehr für diesen Frachter und de Besatzung, sind von der Größe des Schiffes fasziniert. Die Inselbewohner hingegen schenken diesem Frachter wenig Beachtung, sie sind große Containerschiffe gewohnt. Dies zeigt zusammen mit dem Flyman die Unterschiede im Alltag/der Kultur. Während Nora und Christine dem Flyman weniger Beachtung schenken, da sie solche Drachenflieger wahrscheinlich von Daheim kennen, ist dieser für die Inselbewohner etwas Seltenes, Ungewohntes. Hingegen das große Frachtschiff zählt zum Alltag der Insel, jedoch sehen Nora und Christine solche vermutlich nicht oft, vertiefen sich in Träume über mögliche Reisen mit einem solchen. Insgesamt werden so die großen Differenzen zwischen den beiden Touristinnen und den Inselbewohnern hinsichtlich Alltag/Kultur nicht aufgezeigt.
Hinzufügungen des Films

Brenton schlachtet die Ziege
An dieser Stelle werden die kulturellen Unterschiede doch noch einmal aufgezeigt, als sich Christine darüber aufregte, dass er der Zieger einfach den Hals aufschlitzt und sie verbluten lässt, was die normale Schlachtvariante der Insel darstellt. Insgesamt gesehen wurden die kulturellen Unterschiede somit im Film kürzer und verschärft dargestellt als im Buch, wodurch sie deutlicher zu sehen sind.
Lovy hält das Kind im Arm
Dies zeigt eine stärke Zugehörigkeit als im Buch, wo das Kind von einer anderen Frau gehalten wird und sie ihre Arme verschränkt hält. Somit wird im Film eher gezeigt, dass es ihr mehr um ihr gemeinsames Kind mit Cat geht, als um sie selbst. Die verschränkten Arme demonstrieren ihren Zorn und auch ihre Enttäuschung, jedoch das Kind im Arm haltend demonstriert sie ihm, was sie doch eigentlich verbindet und dass ihr Kind auch unter der Trennung leidet, womit im Film mehr Verständnis für Lovy erzeugt wird und beim Zuschauer ein größeres Unverständnis für Cat und seine Beziehung zu Christine

Harry Belafonte: Jamaica Farewell



Passend, Hurrikan (Something Farewell) spielt auf der gleichen Insel.
Im vorherigen Video kommt das Lied schon vor...